Herzlich Willkommen auf meinem Blog! Den Anfang soll ein Artikel machen, mit dem ihr mich und meine Lesevorlieben besser kennenlernt, denn was sagt mehr über eine bibliophile Person aus als ihre Bücher? Deshalb möchte ich mit einem virtuellen Blick in mein Bücherregal beginnen, frei nach dem Motto „Zeig mir deine Bücher und ich sag dir, wer du bist!“ Was also befindet sich in meinem Regal und was sagt das über mich aus?
Nun, die Antwort ist wie immer nicht so einfach, denn die Mischung ist bunt und vielfältig. Einige Merkmale haben jedoch viele meiner Lieblingsbücher gemeinsam, zum Beispiel mag ich Bücher mit echten, unperfekten, realistischen und dadurch interessanten Charakteren. Realistisch heißt in dem Fall nicht, dass es diese Figuren so geben können muss, aber ihr Charakter sollte vielschichtig und echt sein. Die Figuren sollten Probleme und Sorgen, Ängste und Träume, Wünsche und vielfältige Emotionen haben. Dies trifft manchmal auf den Wolpertinger mehr zu als auf den Mister Perfekt irgendeines x-beliebigen Liebesromans. Was übrigens nicht heißen soll, dass ich keine Liebesromane mag. Im Gegenteil. Es ist die augenscheinliche Perfektheit mancher Charaktere, die mich stört.


Fremde Welten: High Fantasy
Der Wolpertinger hat mich schonmal als Walter Moers-Fan und damit auch als Fantasyfan geoutet. Ich liebe dieses Genre, weil es uns in fremde Welten entführt und Erlebnisse ermöglicht, die wir im echten Leben nie erfahren können. Gleichzeitig kann das Genre die ihm innewohnende Freiheit nutzen, um Kritik an unserer Gesellschaft zu üben, ohne allzu direkt den Zeigefinger zu erheben. Alternative Gesellschaftsmodelle können ersonnen und ausprobiert, andere Werte ins Zentrum gerückt, Grenzen gesprengt werden und uns damit inspirieren. Weitere Lieblingsautor*innen der High Fantasy sind für mich Trudi Canavan, deren Bücher ich fast alle schon mehrfach gelesen habe, Patrick Rothfuss, Kai Mayer und natürlich Größen wie Tolkien oder Martin. Aber auch Urban Fantasy wie die von Ben Aaronovitch oder Klassiker wie Momo und Die unendliche Geschichte von Michael Ende bereiten mir Spaß beim Lesen.
Aber zurück zu den Merkmalen, die eine gute Geschichte für mich persönlich ausmachen. Neben den interessanten Charakteren ist es oft die Sprache, die mich packt. Manche Bücher lesen sich einfach schön. Für mich muss es dabei nicht unbedingt möglichst innovativ, neu und ungewohnt sein. Mich spricht oft Präzision und ein ausdrucksstarker Umgang mit Sprache an. Wie Alix E. Harrow, die in ihrem Debütroman immer wieder wundervoll treffende Vergleiche findet, oder Patrick Rothfuss, der auf der ersten Seite von Der Name des Windes gleich drei Arten von Stille definiert. Oder Markus Zusak, der in Die Bücherdiebin den Tod erzählen lässt und mit der Symbolik von Farben spielt. Am wichtigsten ist mir dabei eigentlich, dass die Sprache zur Erzählstimme passt, zur Charakterisierung beiträgt und einen in die Geschichte eintauchen lässt. Diese Art von Büchern bereiten mir auch die meiste Freude zu übersetzen, da sie sowohl meine Empathie als auch meine sprachliche Kreativität fordern.

Bücher, in denen man sich wiederfindet
Um noch einmal zu den Liebesromanen zurückzukehren: Einige meiner Lieblingsbücher gehören diesem Genre an, und ich mag sie, gerade weil sie oft das Leben darstellen, wie es ist. Anstrengend, lustig, gleichzeitig hoffnungsvoll und unberechenbar. Natürlich ist die Welt in einem Buch weniger komplex und vielschichtig als im „echten Leben“, aber das heißt nicht immer, dass sie dadurch flacher ist. Manchmal kann man sich genau dadurch besser auf auf einzelne Aspekte konzentrieren. Besonders Autorinnen wie Jojo Moyes, oder auch Beth O’Leary, erschaffen Figuren, die unsere Freundinnen, Nachbarn, Kolleginnen oder Familienmitglieder sein könnten. In ihnen findet man sich wieder, und mit ihnen kann man lernen, mit Problemen umzugehen und sie zu bewältigen.
Schön finde ich, dass gerade in den letzten Jahren auch eine größere Vielfalt an Identitäten Einzug in die Mainstreamliteratur gefunden hat, vor allem im Jugendbuchbereich. Dort finden sich mittlerweile Charaktere aller sexuellen und kulturellen Identitäten, und zwar nicht nur als Quotenhalter*innen, sondern als vollwertige, runde Persönlichkeiten, mit individuellen Problemen und Fähigkeiten. Dadurch werden einer breiteren Masse an Leser*innen Figuren geboten, mit denen sie sich identifizieren können. Was diese Entwicklung nicht nur mit marginalisierten Personen macht, dazu ein anderes Mal mehr, nur so viel schon einmal vorweg: Wenn wir alle möglichst diverse Texte lesen, sorgt das für deutlich mehr Verständnis und weniger Vorurteile. Ich hoffe, dass mehr dieser Bücher auch auf dem deutschen Buchmarkt einen Platz finden; einige meiner Favoritinnen aus dem Bereich, z.B. Nina Varela, Isabel Sterling und Erica Waters, sind bislang unübersetzt.


Was macht ein gutes Buch aus?
Nun habe ich einen Einblick in mein Regal und damit ein Stück weit in meine Person gegeben. Ich fühle mich fast ein bisschen verletzlich dabei, so viel von mir preiszugeben, auch wenn es „nur“ meine Bücher sind. Aber vielleicht mag sich ja jemand anschließen… Was sind eure Lieblingsbücher und warum? Welche Bücher faszinieren und fesseln euch? Was macht ein gutes Buch eurer Meinung nach aus? Schreibt mir! Und wer neugierig darauf geworden ist, was beim Lesen im Gehirn passiert und was es für Auswirkungen auf uns hat, kann sich schonmal auf den nächsten Artikel freuen.
Bis dahin, macht es gut und vielen Dank fürs Lesen!
Eure Johanna
Eine Antwort
Wolpertinger!! 🙂 und Momo, und dann Stephen Fry. Interessante Mischung!